Geklonte Organismen

Klone können durch zwei verschiedene Prozesse entstehen. Natürlich und künstlich. Die natürlichen Klone kommen bei Pflanzen und einige kleineren Tiere regelmäßig vor, bei Säugetieren sind Klone eher selten, z.B. bei eineiigen Zwillingen. Bei dem künstlichen Prozess hingegen werden bereits bestehende Lebewesen durch eine künstlich hervorgerufene Befruchtung kopiert.

Die gängigste Art des künstlichen Klonens lässt sich folgendermaßen erläutern:

„Man nimmt eine Eizelle und entfernt ihren Zellkern. Übrig bleiben eine Eihülle und Cytoplasma, in der sich die gesamte „Technik“ der Zelle befindet. Nun fehlt nur noch ein Zellkern, der die Bauanleitung für das neue Lebewesen in sich trägt. Sprich eine neue, fremde Zelle eines anderen Lebewesens. Der Zellkern kann aus Embryozellen oder spezialisierten Körperzellen stammen. Die Informationen von Eizelle und Körperzellkern müssen genau aufeinander abgestimmt sein, damit die Proteine des Cytoplasma den Bauplan des Zellkerns überhaupt lesen und abspielen können.

Schottische Wissenschaftler vom Roslin Insitute in der Nähe von Edinburgh haben herausgefunden, wie man die Zellkerne spezialisierter Zellen „überlistet“ und sie in ihren „Urzustand“ zurückversetzt. Auf Diät gesetzt, reduzierten die Zellen ihre Aktivität so weit, dass sie ihre vorherige Aufgabe nicht mehr wahr nehmen. Erst jetzt kann das Erbgut vom Cytoplasma der Eizelle umprogrammiert werden, und alle Gene für die Entstehung eines neuen Lebewesens können abgelesen werden. Auch die Eizelle muss in der richtigen Phase sein. Ihr wird der Kern genau dann abgesaugt, wenn die Eizelle eigentlich gerade das eindringende Spermium erwartet, um die Fusion einzuleiten. Anstelle des Spermiums schleusen die Wissenschaftler jetzt nur noch den verjüngten Körperkern ein. An die Zelle wird eine elektrische Spannung angelegt, die Eizelle und Spenderkern fusioniert und zur Teilung anregt. Der entstehende Embryo wird dann in eine scheinträchtige Wirtsmutter übertragen, in der sich der Embryo ganz „normal“ entwickeln kann.“

Wissenschaftler waren schon immer von der Idee des Kopierens eines Individuums fasziniert.

In der Tierzucht wird das Klonen schon lange durch Veränderungen am Embryo vorgenommen, wobei die Wissenschaftler des „PPL Therapeutics“ Instituts in Sachen Gentechnik weit vorne liegen. Sie waren es auch, die das erste Klonschaf Dolly 1997 zur Welt brachten. Auch sie waren es, die am 5. März 2000 wieder einmal einem Klon das Leben schenkten. –Diesmal waren es fünf kleine Ferkel. Hauptakteur ist der Wissenschaftler Dr. Ian Willmut.

Das Klonen des Schafes Dolly brachte größte Aufregung in die Fachwelt der Genforschung. Weltweit sprachen sich viele Wissenschaftler und Politiker gegen das Klonen aus; insbesondere gegen das des Menschen, wie es der 69-jährige US-Wissenschaftler Richard Seed im Januar 1998 ankündigte. Bereits drei Wochen später nach der Veröffentlichung seiner Absichten unterzeichneten in Paris 19 europäische Nationen einen Vertrag, der das Klonen von Menschen strikt ablehnt. Das Klonen von Menschen ist unter allen Umständen ethisch verwerflich. Man sollte meinen, dass gerade in den Vereinigten Staaten dieses ein Auslöser für heftige Kritik sein würde; jedoch ist es nicht der Fall. –Das Klonen von Menschen wird beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland durch das Embryonengesetz geschützt.

Seed reagiert auf die Aufregung der Gesellschaft sehr nüchtern und scheint die Aufregung gar nicht zu verstehen: „Neuartiges (…) löst zunächst Furcht aus. Dann wird die Sache toleriert (…) und schließlich mit Begeisterung aufgenommen. Genauso wird es mit dem Klonen von Menschen sein.“ Außerdem wäre es „ein legitimer Weg, etwa einen verlorenen geliebten Menschen zu ersetzen“Die Weltwoche aus dem Jahre 1998 beschreibt Seed als einen „exzentrischen Physiker, der unverfroren ausspricht, was andere „seriöse“ Wissenschaftler noch gern geheim halten wollten.“ Man müsse jedoch erkennen, dass Seed ein „durchaus ernstzunehmender Spinner“ sei.

Das weltbekannte Klonschaf Dolly brachte am 13.04.1998, also im Alter von ca. einem Jahr das weibliche Lamm „Bonnie“ zur Welt. Dolly war mit einem walisischen Bergbock gepaart worden. Der Institutsleiter von PPL Therapeutics Graham Bulfield erklärte, dass „trotz des ungewöhnlichen Ursprungs von Dolly durch die Geburt des Lamms bewiesen worden sei, dass sie normal empfangen und gesunde Sprösslinge auf die Welt bringen kann.“

Eine neue Frage stellt sich den Wissenschaftlern in letzter Zeit. –„Altert das Klonschaf Dolly schneller als andere Schafe?“ Die Chromosomen-Enden Dollys, welche ein Maßstab für die Zellalterung sind, sind deutlich kürzer als bei anderen dreijährigen Schafen. Dollys Zellen seien älter als das Schaf selbst. Die Telomere, also die Chromosomen-Enden, seien so alt wie die Euterzellen, aus denen Dolly geklont worden ist, nämlich 6 Jahre. Ärzte und Wissenschaftler wollen sich zu dem Alterungsprozess Dollys jedoch noch nicht konkret äußern. Professor Eckhard Wolf äußerte sich dazu wie folgt: „Es ist schwer vorherzusagen, ob das Schaf Dolly frühzeitig altern wird“ er vermutet es allerdings nicht.

Von der Vermehrung genetisch identischer Lebewesen durch das Klonen werden in der Wissenschaft, aber auch in der Industrie und Wirtschaft eine Reihe positiver Effekte erwartet. Durch das Klonen der fünf Ferkel im März 2000 erhoffen sich Wissenschaftler, dass sie in Zukunft Spenderorgane für todkranke Menschen klonen können. Forscher wollen bereits bald genetisch veränderte Schweine züchten, „deren Organe keinerlei Abwehrreaktionen im menschlichen Körper mehr auslösen“

Da zum Klonen nur eine einzige Hautzelle ausreicht, sollte man überlegen, dass es möglicherweise zum ungewollten Klonen kommen kann. Darauf folgt die Frage, wer schützt die Menschen davor, dass sich andere Menschen ein Klon von ihnen schafft?! 

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